Donnerstag, 5. Mai 2011

LästerSchwester, du bist vogelfrei!... und alle Anderen auch!

Alle machen es. Keine kann sich ausschließen. Auch hat es jeden sicher schonmal betroffen. Nur, wer will ernsthaft etwas daran ändern? Lästern ist Teil unseres Alltags. Allgegenwärtig! Beängstigend?

Hand aufs Herz, wer will, dass über ihn gelästert wird? Wer heißt es gut hinter dem Rücken des betroffenen Gehässigkeiten hochzuschaukeln und um sie letztendlich auch noch zu verfälschen? Nicht, dass nur schlecht geredet wird. Oft sind viele daran beteiligt und es kommt unweigerlich zum "Flüster-Post-Effekt". >> Gehässiges wird immer schlimmer und dramatischer. Selbst die Medien machen keinen Halt. Ganze Formate leben von diesen Gesellschaftskrankheiten Lästern und Tratschen. Bild-Zeitung, Boulevard-Magazine im Fernsehen und komplette InternetCommunitys, alle haben sie sich die Zunge zur Waffe gemacht und feuern ohne Rücksicht auf Verluste.

"Wir tauschen doch nur Informationen aus", "Wir halten uns am Laufenden bezüglich unserem sozialen Umfeld", "Ach, das macht doch jeder" und "Das ist doch alles nicht so wild" sind die gängigsten Ausreden. Wir blind beziehungsweise taub muss man sein um solch Aussagen entgegenzubringen?

1. Informationsaustausch:
 Jemals was von den 3 Sieben des Sokrates gehört? Offensichtlich nicht! Sie sind das ultimative Werkzeug gegen jegliche Art an hirnloser Kommunikation, zu welcher Lästern und Tratschen ohne Zweifel gehören.

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und war voll Aufregung: “Höre, Sokrates, das muß ich dir erzählen, wie dein Freund …”"Halt ein!”, unterbrach ihn der Weise, “hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?”"Drei Siebe?”, fragte der andere voll Verwunderung.”Ja, guter Freund, drei Siebe! Laß sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?”
“Nein, ich hörte es erzählen und …”
“So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es schon nicht als wahr erwiesen -, so doch wenigstens gut?”
Zögernd sagte der andere: “Nein, das nicht, im Gegenteil …”
“Hm”, unterbrach ihn der Weise, “so laß uns auch das dritte Sieb noch anwenden und laß uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt!”
“Notwendig nun gerade nicht …”
“Also”, lächelte der Weise, “wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut, noch notwendig ist, so laß es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!

Schön ist der letzte Satz in dem Sokrates sagt: "...belaste dich und mich nicht damit!". Ich behaupte jetzt mal, dass jemanden der sich häufig dem Lästern hingibt, nicht viel am Gegenüber liegt. Sonst würde er nicht im Nächsten Moment über den vorherigen Gegenüber lästern. Vielleicht geht ihm hierbei ein Licht auf. Er belastet nicht nur den, welcher Inhalt des Lästerns ist, auch nicht nur den, welchem das Lästergut mitgeteilt wird, sondern auch sich. Er lädt sich eine Schuld auf, welche ganz schnell den Spieß umdrehen kann auf. Es geht hier nichtnur um die christliche Sicht auf die Dinge, der Versündigung. Es geht auch darum, dass man mit jedem Lästern ein bisschen mehr seines Vertrauens, welches ursprünglich mal in einen gesetzt war verplappert. Von einem Schlag auf den Anderen kann man selbst Inhalt einer Lästerrei werden. Zeige mir einen Menschen der das will und ich zeige dir einen Menschen der in seiner Entwicklung wichtige Dinge verpasst hat.

2. Auf dem Laufenden halten:
 Verläuft euer Leben so langweilig, dass man sich den Mund über andere zerreißen muss? Gibt es keinen interessanteren, wichtigeren Inhalt zum Austauschen? Oder ist es euch unangenehm diese Inhalte anzusprechen? Schließlich könnte ja der Andere diese Inhalte schnell wieder verlästern und weiter tratschen. Hier schließt sich der Kreis wieder. Solange ihr lästert, werdet ihr Inhalt von Lästerein sein. Da gibt es Menschen, welche sagen, es gäbe keine Hölle. Aus eurem Mund spricht die Hölle. Jedesmal, wenn ihr über Jemanden herzieht, kann man den Schwefelgestank förmlich riechen, und das trotz Wrigleys 5 GUM zwischen den Zähnen.

3. Die "Alle machen es so"-Erlaubnis:
Die Häufigkeit einer Tat rechtfertigt nicht die Tat selbst. Hier gelten nicht die Regeln der Marktwirtschaft. Diese besagt, wenn viele etwas kaufen wird es billiger. Wenn viele Bürger Steuern hinterziehen würden würde der Innenminister sich hüten, die Strafe dafür herabzusetzten. Eher würde er sie erhöhen. Keine Logik der Welt kommt in so einem Fall mit. Den Klassiker mit dem: "Wenn alle Anderen aus dem Hochhaus springen springst du auch hinterher?" spare ich mir.

4. Die notorischen Schönredner:
Es sagte mal Jemand zu mir, dass Lästern über Vorgesetzte oder Kollegen auch sehr erleichternd sein kann. Es einen förmlich befreit, schlecht über den Anderen zu reden. Erst nach der Lästeraktion könne man sich wieder au das eigentliche besinnen.

Ich hätte ihm das fast abgekauft. Es klingt im ersten Moment echt gut und vernünftig. Aber dann was da wieder dieser schwefelige, nach Fäulnis riechende Geruch. Paulus schrieb in einem seiner Briefe in der Bibel, in dem an die Gemeinde in Ephesus folgenden Satz:

Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Eph. 4,29
Anscheinend ist das Problem schon seit über 2000 Jahren bekannt und trotzdem kapiert es keiner einzudämmen. Schaffen wir es? Können wir uns am Riemen reißen und an den Lästerreien vorüber gehen?

In meinem Beruf ist Teamwork sehr wichtig. Man ist fast nie alleine und ist auf die Kompetenz und Bereitschaft der Kollegen angewiesen.  Als gäbe es nicht schon genug LästerreinenGegener eine Gruppe zusammenschweißt und ein starkes Wir-Gefühl erzeugt. Dieses Wir-Gefühl kennt man auch von Fan-Sportveranstaltungen. Fußballfanclubs, Weltmeisterschafts-Public-Viewing und dummerweise auch Arbeitsplatzteams geben uns dieses eigentliche gute Gefühl. Eigentlich gute Gefühl?

Ich glaube es hängt vom Erzeuger des Wir-Gefühls ab, ob es ein gutes Wir-Gefühl ist. Beim Fußball oder Eishockey finde ich es super. Die sympartisierte Mannschaft schießt ein Tor, der Gefühl ist auf dem Höhenflug. Die deutsche Nationalmannschaft triumphiert über Argentinien, die Autokorsos nehmen kein Ende mehr und es ist einfach toll Teil davon zu sein. Aber feiern wir, die Mitglieder des anderen Teams zum Feindbild zu machen? Wir sticheln unsere Kollegen an, mitzumachen. Wenn sie es nicht machen, sind sie schnell ausgegrenz und ebenfalls Opfer von Lästerrei und Angriffen. Was gibt es Schlechteres was einer Gruppe wiederfahren kann?

Ich entdecke mich immerwieder in der Rolle des "Nicht-mit-Lästerers". Und wenn ich dadurch ausgegrenz werde, dann werde ich das gern. Wichtig ist es, dass man dem guten Ideal, was man sich gesetzt hat treu zu bleiben. Nur so sind die Revolutionen bisher geglückt. Es gab immer einen, welcher den Missstand benannt hat und so die Leute zum nachdenken brachte. Martin Luther, Martin Luther King und viele andere Namenlosen könnten so die Welt zum besseren drehen. Dem Bösen auf ihrem Boden keinen Halt geben.  So wie die Lästerer keine Rücksicht auf Andere nehmen, so dürfen die Revoluzzer gegen die Lästerei und den Tratsch keine Angst vor der Konfrontation haben. Schlagt jedem, welcher dem Tratsch nachgibt die Thesen an die Stirne wie rücksichtslos ihr Verhalten ist. Wer tatenlos bleibt macht sich mitschuldig, das ist wie bei "unterlassener Hilfeleistung" in der deutschen Gesetzgebung.

Rottet die Gesellschaftsseuche mit dem fauligen Gestank aus eurem Umfeld aus! Denn, was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein. << Und das stammt nicht aus meiner Feder. Es geht um eine Entwicklung in uns allen. Wir müssen Verstehen, wie dumm wir uns im Moment des Lästerns und z.B. lesen der Bild verhalten. Selbstverseuchung unseren Denkens und Handelns, das ist das Resultat daraus. Hirnrissig oder? Es geht nicht nur darum, dass man seine Mitmenschen aufs Lästern aufmerksam macht, es geht auch darum bei sich selbst Acht zu haben. Seid also nicht beleidigt, wenn euch jemand zeigt, wo ihr euch falsch verhalten habt, sondern seht es als Chance, das Problem zu erkennen und es ab sofort auszuschalten.

In diesem Sinne behüte der Herr meinen Mund und bewahre 
meine Lippen, eher will ich ihm Lob und Ehre damit bringen.



servas & by niesreiz (original written by niesreiz)
Alle von mir geschriebenen Texte sind frei von copyright!   


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