Montag, 3. Oktober 2011

Hörst du noch oder schreibst du schon?

Kunst, egal in welcher Art (Wortspiel: Deutsch/Englisch) ist eine Ausdrucksform von Individualität. Darum gefällt ja auch nicht jedem jede Kunst. Nicht für jeden verständlich, aber aus diesem Blickwinkel durchaus logisch. Kunst welche absolut jedem Menschen auf dieser Welt gefällt kann es also garnicht geben. Doch gibt es aber massentauglichere Kunst und Nischen- oder Randkunstformen. Mir geht es vorerst um die massentauglichere Kunst.

Die Kunstform, welche wohl eine der massentauglichsten überhaupt ist, nennt sich Musik. Ja, Musik kann man nochmal in viele verschiedene Genre unterteilen, aber der Überbegriff Musik bliebt. Wenn man auf die Straße hinausgeht und die Menschen nach Musik fragt, wird jeder etwas zu wissen und seine Favoriten haben. Wahrscheinlich kann der Befragt dann sogar einige Songtexte aufsagen oder stückchenweise singen. Nicht nur der reine Musikklang erfüllt in dem Moment die Leute, sie identifizieren sich auch mit dem Inhalt des Liedes. Selbst bei Instrumentalstücken gibt es Interpretationen, dass entsprechende Solos/Instrumente bestimmtes darstellen sollen. Die Querflöte stellt zum Beispiel häufig Jugend, Frohsinn oder auch zarte Weiblichkeit dar.

Wenn man nun in einem Sozialen Netzwerk des Web 2.0 einen Teil seine Lebens (mal davon ungeachtet, wie groß dieser Teil sein mag) verbringt wird man immer und immer wieder auf Videostreamlinks mit Musikvideos oder Ähnlichem stoßen, welche von Freunden, in Facebooksprache geteilt wurden. Einfach betrachtet ja auch eine sehr sympathische Angewohnheit, Dinge, welche man besonders mag auch mit anderen zu teilen. Würden alle Facebooknutzer dieses Verhalten in ihr alltägliches Leben übertragen hätten wir eine deutlich schönere Welt und Facebook würde ein pädagogisch wertvolles Image kriegen. Nun hat das Facebook aber nicht, denn die Nutzer leben auch nicht so. Aber mir geht es auch weniger um das Teilen, vielmehr geht es mir um eine Form des modernen Opium.

Opium? Drogen? Sinne vernebeln?

Das klingt jetzt sicher sehr hart, darum möchte ich diese Aussage dazu auch nicht pauschalisieren. Auch ich höre Musik und schau mir immer öfter auch gezielt den Inhalt eines Musikwerkes an.

Vielleicht muss ich die Story mit dem Opium kurz erklären. Opium wird aus der Pflanze Schlafmohn gewonnen und erfuhr um 1900 herum einen riesen Hype. Wer es sich leisten konnte, konsumierte. Ganz zur Freude derer, welche den Verstand nicht sofort mitvernebelt hatten. Denn, der welcher noch einen klaren Kopf hatte, konnte ganz einfach seine Macht über lauter Benebelte ausüben. Diese hingen schließlich in der Abhängigkeit und konnten sowieso nicht mehr vernünftig denken. Diese Auswirkungen waren damals so schlimm, dass das Chinesische Kaiserreich, welches 2133 Jahre(!) bestand, zusammenbrach und der heutigen Republik weichen musste. Karl Marx und Lenin haben den Vergleich mit Opium für ihr Gedankengut ebenfalls genutzt. Sie haben in Religion eine Form neuem Opiums gesehen. Daher auch letztendlich die hohe Bekanntheit des Vergleichs.

Ich persönlich kann mich mit Marxs und Lenins Aussagen nicht anfreunden, aber ich sehe wie Musik zur opioiden Religion für viele in meinem Umfeld wird. So werden noch so gefallene Musiker als "Götter" verehrt. Man muss sich nur mal ansehen, wie Menschen am Erfolg erkrankten und trotzdem von Fans über den Verständnisgrad hinaus fanatisiert und favorisiert werden. Michael Jackson, Amy Winehouse oder "The King" persönlich, Elvis Presley. Diese Menschen können keine Satisfaction bieten, offensichtlich haben sie sie auch nicht gehabt. Warum sind diese Künstler wohl Drogen und massivsten psychischen Erkrankungen zum Opfer gefallen? Menschen die sich als Gott ähnliche Wesen sehen und/oder als solche verehrt werden, aber keine sind? Das kann nicht gut enden!

Hymnen und andere Lieder werden Sinnbild für krankhaften Patriotismus und Habgier oder aus dem Blickwinkel des "Gegeners" Sinnbild für Kriegsführung, Unterdrückung und Massenmord. Soldaten werden mit zur Stimmung passenden Musik beschallt, dass sie die Schreie der verbrennenden Menschen in den beschossenen Häusern nicht hören können. Sie singen das Lied der Bloodhound Gang voller Euphorie und Inbrunst im Panzer mit: "We don't need no water let the motherfucker burn, burn motherfucker burn". Aus rein psychologischer und psychohygienischer Sicht mag dieses Verhalten für den Soldaten eine gewisse Gesundheit haben. Aber die Welt besteht nicht nur aus Psychologie! Da werden Menschen ermordet und Andere singen voller Freude ein Lied drauf. Sollte der Mensch nicht endlich mal aus seiner bisherigen Geschichte lernen? Mensch! Was tust du nur?!

Aber mir geht es nun nicht primär um Kriegsverbrechen. (Schräges Wort! Ist nicht jeder Krieg ein Verbrechen?) Sondern um den Umgang und der Verständnis mit kulturellem Gut. Das Problem welches ich sehe ist ein Gefälle zwischen Konsum und Produktion.

Bin ich reiner Konsument von Kunst? Oder lass ich eines meiner höchsten Güter, meine Individualität auch in die Welt hinaus? Okay, Schlaumeier werden sagen, dass man mit seinem Konsumverhalten ebenfalls ein Statement abgibt. Richtig! Ich sehe, ihr habt aus anderen Blogposts von mit gelernt. Aber wie viel mehr Wert steckt im tatsächlich selbst geschaffenen Werk? Die Welt ist nicht dafür geschaffen, dass viele nur von wenigen etwas haben. Die Welt ist ein Ort von permanenten Austausch zwischen ihren Individuen. Es geht nicht um Geschmäcker, es geht ums kreieren von Kunst. Egal in welcher Form.

Die Welt verkümmert daran, dass es nur noch Massenkunst gibt. Es ist ein Verlust, dass nicht jeder der Gefühl hat etwas beitragen zu wollen. Kunst ist auch nicht nur Musik, Malerei oder Bildhauerei. Kunst kann auch sein einem Menschen mit Liebe anstatt mit Gleichgültigkeit zu begegnen. Kunst ist der Ausdruck der eigenen Gedanken, Werte und Vorstellungen. Um mal im Facebookchargon zu sprechen: Jeder sollte bei seinem Denken und Sehen auf Teilen drücken. Nur so kann der Verkümmerung Einhalt geboten werden. Vor allem, da ich ein gläubiger Mensch bin, vertrete ich die Überzeugung, dass kein Mensch zum reinen Konsumenten und Langweilen auf die Welt gesetzt worden ist.

Wo und Wie kann ich meine passende Kunst finden? Das sollte jetzt die Frage sein, welche in einem Leser aufkommt, sofern er nicht eh schon kreativ tätig ist. Betrachte dich von außen. Jetzt denkst du vielleicht: "Hä?! Soll ich in den Spiegel schauen? Wo bitte ist da die Kunst?" 1. Bist du, so wie du bist ein Wunder, welches nicht zufällig zustande gekommen ist. Du bist das Ebenbild eines viel Höheren! 2. Meine ich mit dem Betrachten einen für dich wohl unbekannten Blickwechsel auf dich selbst. Nichts egoistisches, eher eine Inventur deines Wesens. Anscheinend gibt es Dinge und Eigenheiten (nicht im negativen Sinne) welche dich von anderen Menschen unterscheiden. Genau diese (Talente, Gaben, Vorlieben, Geschmäcker) eröffnen dir die Welt der Kreation eigener Werke und Dinge. Wichtig dabei ist nur, dass du dabei nicht dem Größenwahnsinn verfällst. Sonst steht dein Name schneller in Stein gemeißelt vor einem zugeschüttetem Erdloch als dir lieb ist. Warum das so ist, hatten wir ja schon.

Nicht falsch Verstehen, Vorbilder und Inspirierende Personen sind notwendig, aber nicht die Kopie von ihnen.

Wenn man selbst Produzent von Kunst ist und nicht nur Konsument, bekommt man auch eine höhere Wertschätzung für andere Werke und Kreationen, selbst wenn man diese aus geschmacklicher Sicht nicht teilt. Am Anfang der eigenen Produktion hat man sicherlich immer wieder mal Probleme damit. Da ist dann Überzeugung, Motivation, Durchhaltevermögen und vielleicht sogar Reflektion des Ganzen notwendig. Entweder man muss sein "Ding" durchziehen und dafür kämpfen oder man bekommt die Offenbarung, dass es eventuell doch nicht das Richtige für einen war und man versucht sich am nächsten. Bis man seine richtige Form oder auch Formen findet.

Lebe dein Leben nicht in purer Berieselung deines Wesens oder im Opiumrauch von bloßer Massenkunst. Steuer deinen eigenen Teil zu bei. Lass deine Individualität nicht verkümmern und somit an Wert verlieren. Dir ist so viel Tolles gegeben, warum es also nicht nutzen? Wenn du selbst zum Künstler wirst, und der steckt in jedem, dann checkst du auch, wo kranke Vorgänge, wie "Burn motherfucker" ablaufen und du kannst deine Stimme dagegen erheben. Ich hoffe du kannst dir die Brille aufsetzten, welche ich dir mit diesem Post geben will, damit du den benebelnden Rauch um dich herum erkennst und einlenkst. Wenn nicht, bin ich gerne bereit dir das nochmal selbst aufzuschlüsseln, schreib mich einfach an.

Ich für mich habe im Schreiben, im Sprechen, im PoetrySlam, im Philosophieren und Hinterfragen des Alltäglichen meine persönlichen Kunstformen gefunden. Selten ist Fotografieren und Filmen + Bearbeiten auch dabei. Vielleicht wandelt sich das auch mal wieder, aber aktuell bin ich damit gut beschäftigt und somit zufrieden. Und das kannst du auch! Ich freue mich schon auf deine ganz eigene Kunst und ihre Werke.

Eine kleine Hilfe habe ich noch für dich. Mit Stützräder am Fahrrad lernt es sich anfänglich leichter.Übrigens, auch eine Form von Kunst.


servas & by niesreiz (original written by niesreiz)
Alle von mir geschriebenen Texte sind frei von copyright!   

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