Montag, 24. Oktober 2011

Ich darf Vorstellen: Stefan Stress & Ludwig Lässig

Hast du sie auch in deinem Umfeld, an deinem Arbeitsplatz? Kennst du auch die Menschen, welchen Tiefseewesen aus Fernsehreportagen gleichen, da es den Anschein hat, sie bräuchten einen permanenten Druck zum überhaupt erst lebensfähig sein zu können? Keine Aufgabe kommt ohne zusätzlicher Dramatisierung aus. Die Lautstärke steigt auf einen Wert, bei welchem man normalerweise die Flucht ergreifen sollte. Erfüllung der Aufgabe um jeden Preis, aber nur nach eigener Vorstellung. Selbst hat die Person den größten Stress. Allen Anderen geht es besser und vor allem entspannter. Den geröteten Kopf als Markenzeichen. Stellvertretend für alle auf diese Beschreibung passenden Menschen nennen wir die Person mal "Stefan Stress".

Der Gegenpol lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Er scheint jede Situation mit einem leichten Lächeln beherrschen zu können. Ihn stört es auch nicht für Jemanden einen kleinen Umweg zu machen oder selbst einen Schritt zurück zu machen, damit andere vor können. Trotzdem ist er immer vorne dabei. Er beobachtet und beurteilt nüchtern und realitätsnahe. Er mag zwar nicht immer glattrasiert sein, aber das ist ja auch nicht so wichtig. Priorität seines Tuns und dessen Ziel ist kein festes Bild, sondern eine Latte an Möglichkeiten und Wegen, aus welchen er den richtigen wählt. Sein Name ist Ludwig Lässig.

Treffen diese Beiden aufeinander entsteht eine Szenerie, wie bei einem Kabaretttheater. Der Eine verfolgt stur sein Ding und der Andere nimmt es mit seiner lässigen Art aufs Korn und weißt geschickt auf die Latte an Alternativen hin. "Stefan Stress"s Sätze fangen meist mit folgenden Formulierungen an: "Horch!", "Hob ez!", "Nein!", "Mach ammal!". Im Gegensatz spricht "Ludwig Lässig" beginnend eher: "Wie wäre es, wenn...", "Ja, klar, mach ich", "Hab ich schon erledigt".

Wie wäre die Welt wenn es nur die "Stressens" geben würde?

Ich glaube wir hätten mehr Schlaganfälle, Verletzungen, Psychische Erkrankungen und Rückenleiden. Niemand mehr würde die Frage "Wann?" stellen. Die Antwort wäre nämlich jedem immer sofort klar: "Jetzt!". Wenn ein "Stress" krank wäre, würde er auch nicht gesund werden können. Wie auch? Ohne Zeit für Ruhe, Entspannung und somit auch für Genesung. Einmal ein Bein gebrochen, immer ein Bein gebrochen. Einmal erkältet, immer erkältet. Medikamente helfen ebenfalls nichts. Sie gehen im Stress doch immer wieder unter und werden nicht eingenommen. In jedem Einkaufsgeschäft läuft es ab, wie an einem werktäglichen 23. Dezember. Essen würde die Welt nur noch bei McDonalds und BurgerKing. FastFood statt Genuss.

Gut, dass die Stressens keinen Großteil der Weltbevölkerung stellen, denn Auswandern auf einen anderen Planeten ist meines Wissens nach noch nicht erschwinglich. Dennoch sind sie auf dem Vormarsch. Die schnelle, kurzlebige industrialisierte Welt gibt den Stressens einen günstigeren Lebensraum in welchem sie sich eher wohl fühlen und somit auch mehr vermehren als bisher. Das mag den Anschein bekommen, man könne dem Stress nur mittels Ausrottung des Genmaterielas entgegenwirken. Unsinn! Wir sind ja nicht im Dritten Reich und merzen unpassende Andere einfach aus.

Idealerweise ist das Erbgut der Stressens kein Genmaterial, sondern philosophisch- und ideologisches Erbmaterial. Konkret heißt das, dass man aus einem Familienmitglied der "Stressens" auch einen "Lässig" machen kann. Philosophisch- und ideologisch  heißt, dass es etwas in den Köpfen der Menschen ist, was sie zu Mitgliedern einer der zwei Familien macht. Weitergedacht findet sich in diesem Ansatz auch das Schlupfloch um aus einem "Stefan Stress" einen "Stefan Lässig" zu machen.

Wo soll man aber Anfangen? Wie schafft es ein "Stress" zu einem "Lässig" zu werden? So doof der Spruch auch immer klingt, hat er viel Wahres in sich: "Einsicht ist der erste Schritt zu Besserung!" Denn, wie soll sich eine Veränderung einstellen, wenn der betroffene nicht einsieht, sich verändern zu müssen und dies dann auch zu wollen. Herr Stress ist auch nicht einfach zu überzeugen, zuzugeben, dass er besser mit dem Nachnamen Lässig dran wäre. Schließlich wechselt man nicht einfach so mal seine Überzeugungen und bisherige Identität. Dieser Prozess, des Einsehens, kann lange dauern und viele Nerven von Ludwig Lässig beanspruchen, aber diese hat er glücklicherweise in Hülle und Fülle. Was übrigens auch heißt, dass er früher oder später Erfolg haben muss und wird! Denn noch darf sich Ludwig Lässig nicht der Gefahr hingeben, sich zu sehr reinzureiten um am Ende ein "Ludwig Stress" zu werden. Auf der Waage ist jedoch die Hoffnung auf viele Nerven schwerer stärker als die Gefahr des Hirneinreitens.

Der nächste Schritt für für Stefan Stress besteht darin, dass er von Ludwig Lässig eine Andere Alltagsanschauung gewinnt. Einen oder mehrere Andere Kanäle für die Aufregung des Alltags. Denn auch Ludwig Lässig muss mit den gleichen Einflüssen wie Stefan Stress zurecht kommen. Nur kann er sie besser verarbeiten und in etwas sinnvolleres umwandeln. Ludwig geht zum Beispiel spazieren, treibt Sport, spielt Computerspiele, liest ein Buch, beschäftigt sich mit Kunst oder schreibt sich das Ganze einfach in einem Blog von der Seele. Er erkennt in jeder Lebenslage eher das Lobenswerte und Erfreuliche. Ihm fallen Dinge und Momente im Alltagsgeschehen auf, welche für andere unsichtbar sind. Dazu zählen unter Anderen: Wortspiele, Reime, freundliche Gesten, kleine bis große Wunder der Natur und Situationskomik.

Die Überzeugung, dass das Leben mehr ist als Ackern und Hetzen ist die Grundlage aller seiner Ansicht, Meinungen und Gedanken. Persönlich spreche ich Ludwig Lässig auch eine gewisse Religiosität zu. Diese gibt ihm vor allem auch die Fähigkeit mit Grenzsituationen der Lebens oder überhaupt mit den Themen: Leben, Tod, Liebe, Hass und dem Sinn des Lebens besser umzugehen.

Ist Stefan Stress dann endlich nicht mehr Stefan Stress, sondern Stefan Lässig wird er sich immer wieder bei seinem neuen Bruder bedanken. Dafür bedanken, dass er aus dem Laufrad seines vorherigen Lebens einen ordentlichen Stoß von der Seite bekommen hat und nun selbst als ein "Lässig" vor ran schreitet.


Flagge zeigen! Früher oder später wird ein "Stress" auf dich als eine "Lässig" aufmerksam werden und vorallem einen deutlichen Unterschied zwischen seinem und deinem Leben feststellen. An diesem Punkt kann der Herr oder die Frau Stress gut aufgegriffen werden um so einen Weg zur anderen Familie frei zu bekommen. Diese Situation kann aber auch schnell in Wut von seitens des "Stressens" umkippen. Hier ist dann viel Diplomatie, Feingefühl und die Fähigkeit des Blickwinkelwechsels gefragt. Versetze dich in die Situation des Gestressten und versuche ihn dort abzuholen wo er gerade innerlich wie äußerlich wütet. Wenn die Milch überkocht nimmt man auch so schnell wie möglich den Topf von der Platte, dieses Prinzip greift auch hier. Aufwischen kann man hinterher immer noch.

Es ist eines jeden "Lässig" die Aufgabe den "Stressens" besser zu begegnen als diese es gegenüber den "Lässigs" tun. So lässt sich der Bann um den Stress brechen und die Welt entspannter bevölkern und wahrlich besser zu beleben. Entweder entlarvst du dich gerade als ein Familienangehöriger der Stressens oder sie fallen dir absofort noch mehr auf. Aber zum Glück weißt du nun, wie du zu verfahren hast. Der Kampf gegen den Stress ist keineswegs aussichtslos, er muss bloß angepackt werden. Egal ob bei dir Selbst oder bei deinem Nächsten.

Ich bin ein "Lässig". Ich schreibe über meinen Ärger, Ansichten und Blickwinkelwechsel in meinem Blog und in PoetrySlamTexten. Ich habe Geborgenheit und Sicherheit im christlichen Glauben, bei Jesus Christus gefunden. Ich genieße jede Minute mit meiner Verlobten, meinen Freunden und meiner Familie, selbst wenn es auch mal um schwierige Themen geht. Ich zocke zum Szenenwechsel und zu Entspannung am Computer. Ich genieße auch die Erweiterung meiner Wahrnehmung und Mundwinkel durch Kunst wie anderer PoetrySlamTexte, welche nicht von mir sind. Und ich sage mich los von strickten Vergleichen von Menschen und dem zwanghaften Hineinpressen in Hierarchien und Reihenfolgen. (was auch bedeutet, dass diese Reihenfolge keiner Priorität von "erstens" "zweitens" usw. folgt.)

Als "Lässig"
ist das Leben alles Andere als stressig.

Du verinnerlichst die Philosophie und entscheidest meist automatisch richtig,
und somit bleibt mehr Zeit für das wirklich wertvollere im Leben, hundertprozentig!




servas & by niesreiz (original written by niesreiz)
Alle von mir geschriebenen Texte sind frei von copyright! 

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