Aber lange Rede, kurzer
Sinn: Wir sind auf dem Weg von Syrien nach Bethlehem in Galiläa, in
die alte Heimat. Warum? Ach, weil der Fiskus, der römische
Steuereintreiber von jedem wissen will, wie viel er verdient, damit
er die Steuern neu berechnen kann. Senator Fiskus nennt so etwas
Finanzmarktoptimierungsgesetzt.... aber ich hab sowieso keine
Ahnung davon. Ich hab den Eindruck, dieser blöde Römer in seinem
Regierungsstuhl in Rom will meinem Herren bloß noch tiefer in die
Tasche greifen. Hoffentlich kann sich dann Josef noch gescheites
Futter für mich leisten und nicht wieder nur die Brötchen von
Gestern, die beim Bäcker reduziert waren.
Auf jeden Fall sind wir
nun in Bethlehem angekommen, aber einen Platz wo wir unterkommen
suchen wir immer noch. So eine Reise ohne Reisebüro und
Internetbuchungsportal ist echt uncool, aber naja... ist ja noch
nicht erfunden worden, der ganze Käse. Wir waren nun schon bei 14
Gasthäusern, Herbergen und Hotels.... alle gnadenlos
ausgebucht. Tzia, weg hätte das Gedacht, wegen dem Fiskus seiner
Schnapsidee sind halt echt alle auf den Beinen und müssen in ihren alten
Heimatorten eine Bleibe finden. Josef war dummerweise aber noch nie der Typ für
einen Kalender und Zeitmanagement. Das hatte immer die Maria, seine
Verlobte in der Hand. Aber.... die ist im Mutterschutz. Toller
Mutterschutz, über Stock und Stein sind wir unterwegs. Ich
versuch schon echt kaum eine der Bodenwellen an sie
weiterzugeben. Achja... übrigens, Maria, das ist die Hochschwangere da auf
meinem Rücken. Der ist es ja nicht mehr zuzumuten, dass sie läuft,
so kugelrund wie die ist.
"Hey Josef! Wann sind wir
endlich daaaha?! Josef, ich hab Hunger! Josef, ich muss mal!!! Ganz
dringend!!!" Aber da war es wieder, das alte Kommunikationsproblem
zwischen ihm und mir. Ich spreche eselisch und er nur israelisch. Er
versteht also nur: "IIIIHHHHAAAHHHHHIHAIHAIHA!!" Aber einen Brocken
hat er wohl doch verstanden. Er meckert zurück: "Man Esel, bloß
weil du ein Maultier bist, musst du net andauernd rummaulen." In
Anbetracht dessen, dass er mich sowieso nicht verstehen kann sage ich dieses Mal tatsächlich:
"IIIIIIIIIIIIIIHHHHAAAAAAAAAAAAAAA!!!!" Er kontert: "Herr Esel,
man! Pinkel mir nicht ans Bein, ich hab eh schon genug Sachen im
Kopf! Gibt jetzt Ruhe!" Okay, er hat gesagt, ich solle ihm nicht ans Bein
pinkeln.... dass war sowieso nicht mein Plan, mir hätte ja ein Baum
oder Gebüsch gereicht.... aber gut, dann lass ich es halt
einfach laufen. Josef erschreckt sich kurz, muss dann aber doch über die
Pinkelaktion etwas lachen.
Also, wie gesagt, 14
völlig ausgebuchte Unterkünfte haben wir schon besucht. Nun ruht
die Hoffnung auf dem Gasthaus Klaus am Stadtrand von Bethlehem.
Ich hoffe, die machen so spät noch die Tür auf. Josef klopft
beherzt an der Tür.
Die Tür geht auf, ein
Fass rollt raus,
er guckte an uns runter
und wieder rauf und sagte: "Servus, ich bin der Klaus!"
...Ja... ich hatte schon
immer ein Faible für die Dichterkunst. Und das bietet sich beim
untersetzten Klaus so gut an.... denn der Schlankeste und Größte ist
er nicht.... eher so ein Gehsteigpanzer ganz im Ottfried Fischer-Format,
bloß halt kleiner.
Josef sagt zu Klaus, dass er seine letzte Hoffnung sei und fragt, ob denn noch ein Plätzchen für
einen Kleinunternehmer aus Syrien samt Frau, Esel und Kegel sei.
Klaus bläst missmutig die Backen auf, hält sie kurz und lässt die Luft zwischen
den Lippen heraus zischen. Er sagt: "Ouh man, sorry Josef von
Nazareth... Full House, rea ne va plus!" Josef sagt gar nichts weiter
drauf, drehte sich um und geht. Da ruft Klaus doch noch hinterher: "Häää,
Josef... JOSEF!!! SEPP!!! Ez horch halt ammal her! Hinterm Haus hab
ich noch einen alten Schuppen, eigentlich waren da mal die Schafe
drin, aber die sind bei der letzten Hungersnot alle draufgegangen.
Wasst scho!" Josefs bisher von Traurigkeit gezeichnetes Gesicht schwenkt ins Gegenteil um. Er kann es kaum glauben, er hat endlich eine
Bleibe gefunden. Es ist zwar kein FourSeasons, aber ein Dach über
dem Kopf und sogar noch genügend Platz für mich, den Esel. Perfekt!
Stunden später!
Last but not least stellt
sich heraus, dass wir echt großes Glück haben, für diese Nacht
noch eine Bleibe gefunden zu haben. Kommt doch in dieser Nacht das
Baby von Maria zu Welt. Jesus nennen sie ihn. Ja... okay... ist jetzt
nicht der gängigste Name, aber gut, die zwei sind sich aber auch
sofort über den Namen einig.
Jetzt stellte sich auch
heraus, Josef hatte zu dem Zeitpunkt der Herbergssuche echt schwere
Gedanken im Kopf.... die Verlobte schwanger, ohne mit ihr
geschlafen zu haben.... An die große Glocke wollte er es dann aber auch
nicht hängen, und dann noch dieser Fiskusmist. Naja... jedenfalls... ...unterhalten die Zwei sich jetzt tatsächlich
über die Träume, die ihnen hängen geblieben sind. Von Engeln,
Gott und dem Namen Jesus. Irgendwas krasses, echt überirdisch
Starkes verbindet die zwei. Auch Josef ist jetzt viel entspannter und
nicht mehr so pampig wie zuvor. Auch er freut sich jetzt über den kleinen Jesus.
Am Tag darauf hin!
Am Tag daraufhin so gegen
16 Uhr rum, genau kann ich das nicht sagen, genaue Uhren gibt es ja
noch nicht, kommen drei Schäfer zu Besuch. Obwohl ich den Eindruck
hab, dass Josef und Maria die Drei noch nicht kennen, wollen die Drei
doch unbedingt den kleinen Jesus sehen.... aber die Geschichte sollen
sie euch selber erzählen. Fragt mal den Typen namens Daniel. Der wirke von den Dreien noch am gebildetsten auf mich.
Fred Donkey von Nazareth,
Servus
servas & by niesreiz (original written by niesreiz)
Alle von mir geschriebenen Texte sind frei von copyright!
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