Dienstag, 13. Dezember 2011

WeihnachtsSpecial Teil1: Story vom Esel (incl. Herbergsleiter Klaus)

OuhMann, wir sind nun schon seit Stunden unterwegs, die Sonne ist schon hinter dem Horizont verschwunden und es ist sau kalt! Und so ein Mist aber auch, ich muss gerade echt mal tierisch pin­keln!!! Achja.... naja... ihr kennt mich offenbar noch nicht. Also... Servus, mein Name ist Fred, Fred Donkey von Nazareth. Ich bin hauptberuflicher Logistik- und Speditionskaufmann und arbeite für meinen Besitzer im Zimmerei-Familienbetrieb. Mein Besitzer ist Josef, Josef von Naza­reth. Aber eigentlich lastet der ganze Betrieb auf mir. Josef nennt mich meistens nur Esel, selten auch mal Herr Esel, aber dann ist er echt mies drauf. Normalerweise ist Josef echt a gute Woscht­haut, aber was ihn zur Zeit umtreibt, das kostet mir echt bald die letzten Nerven. Ich meine... ein paar mal bin ich schon einfach mal stehen geblieben... aber dann machte er mir dann doch immer wieder klar, wer von wem das Essen kriegt... und naja... beim Futtern, da knick ich ein.

Aber lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind auf dem Weg von Syrien nach Bethlehem in Galiläa, in die alte Heimat. Warum? Ach, weil der Fiskus, der römische Steuereintreiber von jedem wissen will, wie viel er verdient, damit er die Steuern neu berechnen kann. Senator Fiskus nennt so etwas Finanzmarktoptimierungsgesetzt.... aber ich hab sowieso keine Ahnung davon. Ich hab den Ein­druck, dieser blöde Römer in seinem Regierungsstuhl in Rom will meinem Herren bloß noch tiefer in die Tasche greifen. Hoffentlich kann sich dann Josef noch gescheites Futter für mich leisten und nicht wieder nur die Brötchen von Gestern, die beim Bäcker reduziert waren.

Auf jeden Fall sind wir nun in Bethlehem angekommen, aber einen Platz wo wir unterkommen su­chen wir immer noch. So eine Reise ohne Reisebüro und Internetbuchungsportal ist echt uncool, aber naja... ist ja noch nicht erfunden worden, der ganze Käse. Wir waren nun schon bei 14 Gast­häusern, Herbergen und Hotels.... alle gnadenlos ausgebucht. Tzia, weg hätte das Gedacht, wegen dem Fiskus seiner Schnapsidee sind halt echt alle auf den Beinen und müssen in ihren alten Heimatorten eine Bleibe finden. Josef war dummerweise aber noch nie der Typ für einen Kalender und Zeitmanagement. Das hatte immer die Maria, seine Verlobte in der Hand. Aber.... die ist im Mutterschutz. Toller Mutter­schutz, über Stock und Stein sind wir unterwegs. Ich versuch schon echt kaum eine der Bodenwell­en an sie weiterzugeben. Achja... übrigens, Maria, das ist die Hochschwangere da auf meinem Rücken. Der ist es ja nicht mehr zuzumuten, dass sie läuft, so kugelrund wie die ist.

"Hey Josef! Wann sind wir endlich daaaha?! Josef, ich hab Hunger! Josef, ich muss mal!!! Ganz dringend!!!" Aber da war es wieder, das alte Kommunikationsproblem zwischen ihm und mir. Ich spreche eselisch und er nur israelisch. Er versteht also nur: "IIIIHHHHAAAHHHHHIHAIHAIHA!!" Aber einen Brocken hat er wohl doch verstanden. Er meckert zurück: "Man Esel, bloß weil du ein Maultier bist, musst du net andauernd rummaulen." In Anbetracht dessen, dass er mich sowieso nicht verstehen kann sage ich dieses Mal tatsächlich: "IIIIIIIIIIIIIIHHHHAAAAAAAAAAAAAAA!!!!" Er kontert: "Herr Esel, man! Pinkel mir nicht ans Bein, ich hab eh schon genug Sachen im Kopf! Gibt jetzt Ruhe!" Okay, er hat gesagt, ich solle ihm nicht ans Bein pinkeln.... dass war sowieso nicht mein Plan, mir hätte ja ein Baum oder Gebüsch ge­reicht.... aber gut, dann lass ich es halt einfach laufen. Josef erschreckt sich kurz, muss dann aber doch über die Pinkelaktion etwas lachen.

Also, wie gesagt, 14 völlig ausgebuchte Unterkünfte haben wir schon besucht. Nun ruht die Hoff­nung auf dem Gasthaus Klaus am Stadtrand von Bethlehem. Ich hoffe, die machen so spät noch die Tür auf. Josef klopft beherzt an der Tür.

Die Tür geht auf, ein Fass rollt raus,
er guckte an uns runter und wieder rauf und sagte: "Servus, ich bin der Klaus!"

...Ja... ich hatte schon immer ein Faible für die Dichterkunst. Und das bietet sich beim untersetzten Klaus so gut an.... denn der Schlankeste und Größte ist er nicht.... eher so ein Gehsteigpanzer ganz im Ottfried Fischer-Format, bloß halt kleiner.

Josef sagt zu Klaus, dass er seine letzte Hoffnung sei und fragt, ob denn noch ein Plätzchen für einen Kleinunternehmer aus Syrien samt Frau, Esel und Kegel sei. Klaus bläst missmutig die Backen auf, hält sie kurz und lässt die Luft zwischen den Lippen heraus zischen. Er sagt: "Ouh man, sorry Josef von Naza­reth... Full House,  rea ne va plus!" Josef sagt gar nichts weiter drauf, drehte sich um und geht. Da ruft Klaus doch noch hinterher: "Häää, Josef... JOSEF!!! SEPP!!! Ez horch halt ammal her! Hinterm Haus hab ich noch einen alten Schuppen, eigentlich waren da mal die Schafe drin, aber die sind bei der letzten Hungersnot alle draufgegangen. Wasst scho!" Josefs bisher von Traurigkeit gezeichnetes Gesicht schwenkt ins Gegenteil um. Er kann es kaum glauben, er hat endlich eine Bleibe gefunden. Es ist zwar kein FourSeasons, aber ein Dach über dem Kopf und sogar noch genügend Platz für mich, den Esel. Perfekt!

Stunden später!

Last but not least stellt sich heraus, dass wir echt großes Glück haben, für diese Nacht noch eine Bleibe gefunden zu haben. Kommt doch in dieser Nacht das Baby von Maria zu Welt. Jesus nennen sie ihn. Ja... okay... ist jetzt nicht der gängigste Name, aber gut, die zwei sind sich aber auch sofort über den Namen einig.

Jetzt stellte sich auch heraus, Josef hatte zu dem Zeitpunkt der Herbergssuche echt schwere Gedan­ken im Kopf.... die Verlobte schwanger, ohne mit ihr geschlafen zu haben.... An die große Glocke wollte er es dann aber auch nicht hängen, und dann noch dieser Fiskusmist. Naja... jedenfalls... ...un­terhalten die Zwei sich jetzt tatsächlich über die Träume, die ihnen hängen geblieben sind. Von En­geln, Gott und dem Namen Jesus. Irgendwas krasses, echt überirdisch Starkes verbindet die zwei. Auch Josef ist jetzt viel entspannter und nicht mehr so pampig wie zuvor. Auch er freut sich jetzt über den kleinen Jesus.

Am Tag darauf hin!

Am Tag daraufhin so gegen 16 Uhr rum, genau kann ich das nicht sagen, genaue Uhren gibt es ja noch nicht, kommen drei Schäfer zu Besuch. Obwohl ich den Eindruck hab, dass Josef und Maria die Drei noch nicht kennen, wollen die Drei doch unbedingt den kleinen Jesus sehen.... aber die Geschichte sollen sie euch selber erzählen. Fragt mal den Typen namens Daniel. Der wirke von den Dreien noch am gebildetsten auf mich.

Fred Donkey von Nazareth, Servus



servas & by niesreiz (original written by niesreiz)
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